Haus

Auf dem Weg zum Kulturdenkmal
Haus Sindlingen – Die Engelsburg am westlichen Stadtrand
Versteckt zwischen alten Bäumen und urbaner Nachbarschaft liegt ein architektonisches Kleinod im Frankfurter Westen: das Haus Sindlingen. Wer es zum ersten Mal betritt, spürt sofort – dieser Ort hat Geschichte, Charakter und eine besondere Aura.
In den 1960er Jahren entstand das Haus auf Initiative des Frankfurter Stadtverordneten Karl Engel, einem überzeugten Förderer von Kultur und Gemeinwesen. Der Architekt Günther Bock schuf einen Ort von schlichter Eleganz und funktionaler Klarheit – mit einem großen Veranstaltungssaal, der Platz für rund 470 Menschen bietet. Bald schon erhielt das Gebäude den Spitznamen „Engelsburg“, eine charmante Hommage an seinen politischen Geburtshelfer.
Von Anfang an war das Haus Sindlingen mehr als ein Veranstaltungsort. Es war Bühne, Treffpunkt, politischer Raum – ein Haus für alle, die Kultur, Austausch und gesellschaftliches Engagement suchten. Über Jahrzehnte hinweg diente es als kulturelles Herzstück des Stadtteils – und wurde dabei Zeuge bedeutender historischer Ereignisse.

Ein Ort, an dem Geschichte geschrieben wurde
In den 1970er Jahren wurde das Haus Sindlingen bundesweit bekannt – als Schauplatz mehrerer Verfahren im Zusammenhang mit der RAF (Rote Armee Fraktion). Aufgrund von Sicherheitsbedenken und der räumlichen Nähe zur Justizvollzugsanstalt Frankfurt-Preungesheim wurde das Haus zeitweise als Ausweich-Gerichtssaal genutzt. Die Engelsburg wurde zum stillen Beobachter eines dramatischen Kapitels der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Nicht minder historisch: Im Jahr 1979 fand hier die Gründungsversammlung der Partei DIE GRÜNEN statt. In einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs trafen sich hier engagierte Umweltaktivist*innen, Pazifist*innen, Feminist*innen und Bürgerrechtler*innen, um gemeinsam eine neue politische Kraft ins Leben zu rufen – ein Ereignis, das die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig veränderte.
Ein Denkmal mit neuer Vision

Doch wie viele historische Gebäude geriet das Haus Sindlingen im Lauf der Jahre in Vergessenheit. Die Veranstaltungen wurden seltener, das Licht auf der Bühne schwächer. Das Gebäude wartete – still, geduldig – auf seine Wiederentdeckung.
Und genau die ist nun geschehen. Als eine Gruppe leidenschaftlicher Theatermacher*innen auf der Suche nach einem neuen Spielort war, führte sie der Weg – fast wie vom Schicksal gelenkt – zur Engelsburg. Die Entscheidung fiel sofort: Dieser Ort, der schon so viele Geschichten beherbergt hat, soll wieder mit Leben gefüllt werden.
Nun beginnt hier ein neues Kapitel: Das Theater in der Engelsburg zieht ein – mit neuen Ideen, alten Werten und großer Vision. Ein Ort für Theater, Musik, Diskurs und Teilhabe. Ein Ort für die Zukunft.
Ein Haus mit Geschichte. Eine Bühne für morgen.